18.06.2018

Turbulent durch die Nacht

Nachdem gestern bereits eine stramme Strecke mit vielen Höhenmetern zu bewältigen war, hat das Team heute mit starkem Verkehr und schlechten Schotterstraßen zu kämpfen. Hinzu kommt der ungewohnte Wechsel der Zeitzonen zwischen den Bundesstaaten, der leider zu einer ersten Verwarnung geführt hat: Denn streckenweise darf das Begleitfahrzeug nicht hinter dem Fahrer herfahrer. 


 


Am Abend fahren wir Team 1 entgegen und übernehmen auf einem Hochplateau. Derk übernimmt den ersten Turn. In der Abfahrt hält Derk kurz an, mit dem Rad scheint etwas zu sein. Noch während wir die Schnellspanner nachziehen, hält jemand vom RAAM neben uns: “Ihr steht nicht weit genug vom Randstreifen entfernt. Bitte beachtet die Sicherheit. Auf dem kommenden Meilen ist das sehr wichtig. Dies ist die letzte Verwarnung, noch einmal und wir sprechen ein Penalty aus.”


Wir fahren weiter und mir fällt auf, dass sich die Zeitzone geändert haben dürfte und nun die Uhr eine Stunde vorgestellt werden muss. Punkt 19.00h fahren wir Direct-follow, also nah hinter dem Fahrer, wie es für die Nachtstunden Pflicht ist. Einige Minuten später wird unser Fahrzeug angehalten, Derk darf weiterfahren. Wieder eine Verwarnung: auf dieser Strecke sei explizit gewünscht, dass die Radfahrer allein unterwegs sind. Auf meine Frage, ob Direct-Follow ab 19.00h nicht gelte, bekomme ich zur Antwort: Es ist 18.14h. Tja, wieder verbockt, die Zeitzone ändert sich erst in Utah und nicht schon in Arizona.

Weiter gehts. Wir kreuzen die Route 66 und verfahren uns kurz vor der Timestation Flagstaff. Ziemlich blöd, denn genau diese Kreuzung mit Bahnübergang hatten wir schon gesehen, auf dem Weg mit dem Pacecar zu Team 1. Als wir korrigieren, kommt prompt einer diese riesigen Güterzüge. Wir stehen erstmal :-( Beim erreichen der TS9 in Flagstaff ist es kühl, vermutlich aufgrund seiner Höhenlage von gut 2000HM. Die Time Station hat Bernd Purkott von der Allianzvertretung Rödermark zum Paten. Vielen Dank dafür!

Wir halten kurz, lösen Derk ab und Thorsten bricht auf, jetzt aber mit Direct-Follow, denn es ist nun wirklich 19h geworden. Aber jetzt gibt es richtigen starken Verkehr von Flagstaff nach Tuba City im Indianerreservat. Es geht nach einigen knackigen Wellen bergab in Richtung Cameron und unser Media Car ist auch noch dabei. Runter können wir mitschwimmen, bergauf sind wir im Weg. Starke Winde von hinten und der Seite, viel Verkehr, wirklich nervöse Autofahrer. Wir entscheiden den unsicheren Seitenstreifen zu vermeiden und das führt prompt zur dritten Ermahnung durch die Rennoffiziellen, weil wir den Verkehr keinesfalls stören sollen.

Dies hat zur Folge, dass Derk und Thorsten nun auch noch vor Schotter, Schlaglöchern, Reifenteilen, überfahrenen Tieren usw.. ausweichen müssen - in der Nacht bei einer Speed bis zu 40mph. Wieder in einer Abfahrt, bei hohem Tempo, direkt vor uns, kommt Derk beinahe zum Sturz. Aber er schafft es gerade so das Rad zu kontrollieren und kommt zum stehen. Er ist schockiert. Wir nehmen ihn ins Auto und wechseln Thorsten ein.

In Tuba wechseln wir Derk wieder ein, er nimmt jetzt das Reserverad. Nach kurzer Einstellung und Probefahrt geht es weiter, aber wieder ein paar Wellen bergauf. Am ersten Hügel wird er von einem Verfolgerteam abgehangen. Der andere Fahrer entfernt sich schnell, aber Derk soll erst mal mit dem neuen Bike in seinen Tritt finden. Es braucht eine halbe Stunde und nun bleibt der Abstand nach vorn gleich.

Noch eine halbe Stunde, dann geht Thorsten in den letzten Turn der Nacht. Und der dreht jetzt so richtig auf. Knallt mit Schnitt 30mph durch die Nacht, zur Abwechslung mal mit Rückenwind, in Aeroposition. Nach 10 Minuten haben wir das andere Team eingeholt und bauen schnell aus. Die letzten 12 Meilen gehören Derk. Und er packt den ganzen Frust des bisherigen Ritts rein. Wir schießen förmlich nach Kayenta runter. Über 175 Meilen seit Übernahme von Stefan und Christian sind gefahren. Nicht so platt wir am ersten Tag, sondern ziemlich gut drauf übergeben wir an sie zu ihrer Fahrt am Frühen Morgen durch das Monument Valley.

Gruss Oliver.



« Zurück

Besi & Friends RAAM Team wird unterstützt von: